Dieser weitere Exkurs wird sich um kolumbianische Küche
drehen. Gänzlich verschieden von der Deutschen hat sie einiges zu bieten, das
dem mitteleuropäischen Gaumen eher gewöhnungsbedürftig erscheint. Da Kolumbien
ein riesiges und kulturell sehr diverses Land ist gibt es natürlich auch einige
regionale Unterschiede (z. B. Meerschweinchen im Süden) was das Essen angeht.
Ich werde also probieren mich eher auf das zu beschränken, was relativ im
ganzen Land vertreten ist.
Arroz con Pollo (Reis
mit Hühnchen). Dieses genauso einfache wie billige Gericht würde ich als das
kolumbianische Essen schlecht hin bezeichnen. Auch wenn man in Europa Reis eher
mit Asien in Verbindung bringt ist es hier das Grundnahrungsmittel Nummer eins
(neben Papa (Kartoffeln) und Mais).
Rellena (Kuhdarm,
gefüllt mit einer Paste aus Kuheingeweiden und Reis). Wird gerne als mit
Fleisch oder auch als kleine Zwischenmahlzeit serviert und mit den Händen
gegessen.
Empanada (Teigtaschen,
gefüllt mit Reis und Eiern und/oder Fleisch). Wird ebenso wie die Rellena als
kleine Zwischenmahlzeit, gerne auch als Once (Vormittagssnack) gegessen. Diese
beiden isst mal mit einer scharfen Soße aus Chili, Dill und Zwiebeln, genannt
Ahi, die mal in jedem Restaurant in einem kleinen Töpfchen auf dem Tisch
findet.
Diverse Suppen wie z. B. Mondongo. Werden als Vorspeise zu
eigentlich allen Gerichten serviert. Enthalten auch gerne mal etwas merkwürdige
Zutaten, wie Hühnerfüße oder kleingehacktes Kuheuter oder –dickdarm.
Asado (Fleisch
vom Grill). Als Familienevent am Samstag fährt man gerne zu sogenannten
Asaderos außerhalb der Stadt. Dort brennt schon den ganzen Tag ein riesiges
Feuer und auf langen Metallspießen, die im Kreis um das Feuer angeordnet sind,
brutzeln Schweine- und Rinderteile. Auf Nachfrage werden einem dann einige
Stücke abgeschnitten.
Platano (Kochbanane).
Mein Favorit der kolumbianischen Küche. Eine große Banane, die nicht roh
gegessen werden kann, sondern gekocht oder frittiert werden muss. Ein bis zwei
Scheiben werden gerne zu praktisch allen Gerichten als Beilage gereicht.
Früchte. In
Kolumbien gibt es extrem viele Früchte. Ich habe hier mehr Früchte kennen
gelernt, als ich vorher in Deutschland kannte. Darunter Guanabana, Guayaba, Zapote, Anón
Platano, Granadilla, Lulo, Feijoa, Mangostino… Dabei kann man objektiv
sagen, dass alle Früchte hier saftiger und aromatischer, schlicht besser sind
als in Deutschland mit lediglich zwei Ausnahmen: Äpfel und Erdbeeren. Äpfel
nämlich, so hab ich mir sagen lassen, brauchen Jahreszeiten um zu wachsen um
sich im Winter erholen zu können. In Ermangelung dessen wachsen hier zwar die
Bäume, tragen aber keine Früchte. Die Äpfel die man hier kaufen kann sind also
alle aus Chile importiert und nicht besonders lecker. Aus allen diesen Früchten
macht man oft und gerne nach einer ganz simplen Methode Saft: in den Mixer
damit, einmal durch ein Sieb und fertig. Wegen dieser enormen Vielfalt an Früchten kann
man wohl mindestens drei Wochen durch Kolumbien reisen ohne zwei Tage den
gleichen Saft probiert zu haben. Auch mit einem deutschen Vorurteil muss ich an
dieser Stelle aufräumen, nämlich, das „natürlich“, sprich ohne Zucker, immer
besser schmeckt. Einige Säfte schmecken ohne eine gehörige Portion Zucker
nämlich ziemlich bitter und langweilig, darunter Maracuja und Lulo. Für mich
als Wassermelonenfan ist es auch super hier im Produktionsland zu leben, wo ich
mir gerne eine große von ca. 15 kg für 8.000 Pesos (ca. 3,50 €) kaufe.
Kolumbianische Früchte - (r.o.) Lulo, (r.u.) Mangostino, (m.o.) Curuba, (m.u.) Granadilla, (l.o.) Carambola, (l.m.) Mamoncillo, (l.u.) Uchuva |
Allgemein kann man zu kolumbianischem Essen bemerken, dass erstens
jedes typische Gericht aus mindestens zwei Portionen Kohlenhydraten besteht (z.
B. Reis und Kartoffel, Yuca und Reis, Mais und Kartoffel) und zweitens
mindesten eine Portion Fleisch dabei hat. Das kann ein simples Rindersteak (oder
auch Zunge)sein, ganz klassisch ein Stückchen Hühnchen oder hier bei uns in
Boyaca eine Forelle aus dem Lago de Tota (ein See in der Nähe). Zudem essen
Kolumbianer generell relativ viel. In Restaurants sind die Portionen generell
ziemlich groß und bestehen aus mehreren Gängen. Einige Mitfreiwilligen hier
klagen auch, dass sie von ihren Familien regelrecht gemästet werden. Die
meinige tanzt da allerdings ein bisschen aus der Reihe.
Ein weiterer großer Unterschied zu Deutschland ist wohl,
dass in Kolumbien praktisch alles mit allem mischbar ist. So schmeißt man sich
gerne Käsestückchen in den heißen Kakao, isst Käse mit einer süßen Fruchtcreme
oder Früchte als Apparativ vor dem Hauptgang .
Mich überkommen die einzigen wirklichen Stiche Heimwehs,
wenn ich an Deutsches Essen denke. Beispielsweise sind meiner Meinung nach
deutscher Käse (Berg-, Hütten-, Ziegen- oder Schafskäse) dem kolumbianischen
Einheitskäse eindeutig überlegen. Dasselbe trifft auch auf Wurst, Bier und selbstverständlich
Brot zu. Weder die Vielfalt noch die Qualität dieser Produkte wird von ihren
kolumbianischen Counterparts auch nur annähernd erreicht. Die Kilos an billiger
und leckerer Wassermelone, die ich täglich zu mir nehme können mich darüber nur
bedingt hinweg trösten…
Dieses Wochenende jedoch habe ich meiner Familie und mir
eine ganz besondere Spezialität gegönnt. Nämlich habe ich mit den Spätzle aus
meinem Weihnachtspaket, Linsen mit Spätzle und Saitenwürstchen gemacht. Den im
Rezept vorgesehenen Schinkenspeck konnte ich jedoch leider in keinem der fünf
Supermärkte in Sogamoso auftreiben. Die Saitenwürstchen musste ich
ebenfalls durch die kolumbianische
Salchicha ersetzen, aber ich glaube das Resultat konnte sich trotzdem sehen
lassen. Trotz diesem Urschwäbischen Gericht wollte meine Familie nicht auf
Papaya als Vorspeise und Lulosaft verzichten. So wurde es mehr oder weniger ein
Hybrid aus deutscher und kolumbianischer Kochkunst und hat als Vereinigung von
dem Besten von beiden sehr lecker geschmeckt.
Spätzle mit Linse und Saitenwürschtle, Salat, Papaya und Lulosaft |
Bis bald also mit neuen Eindrücken und Erlebnissen aus
diesem fernen und exotischen Land wo die Kolumbianer hausen. :D