Dieser
Eintrag handelt, wie die Überschrift verrät, von meiner Reise nach Perú, die
ich in den letzten Wochen unternommen habe. Die Entscheidung meiner Familie
nach Peru zu fahren war relativ spontan, da der Streik der Richter das Gehalt
meiner Gasteltern verzögert hat und sie deshalb nicht wussten ob die Reise
möglich wäre. Somit habe ich erst, als ich vom Amazonas (letzter Eintrag)
zurückgekommen bin davon erfahren und saß einige Tage später auch schon im
Flugzeug. Ersten wollte ich Weihnachten nämlich nicht allein zuhause
verbringen, aber vor allem konnte ich mir die einmalige Gelegenheit Peru kennen
zu lernen natürlich nicht entgehen lassen. Von dieser Reise will ich die
wichtigsten Stationen schildern.
Am 17.
Dezember flogen wir also von Bogotá nach Lima. Der erste Tag in Lima war vor
allem deshalb interessant, weil wir auf den
Cerro San Critóbal hochgefahren sind; ein spitzer Hügel mit einem Kreuz
drauf, der von allen Seiten von Lima umgeben ist. Da Lima an der Peruanischen
Küste liegt, die an diesem Ort eigentlich Wüste ist hat Lima ungefähr drei
Regentage im Jahr. Das heißt, dass in der ganzen Stadt nichts wächst außer es
wird permanent bewässert. Das hat zur Folge, dass der Cerro San Cristóbal, wie
auch die anderen Hügel Limas aussehen wie der Schicksalsberg, ohne Vegetation,
nicht einmal die kleinste Flechte, und ziemlich dreckig und staubig sind, weil es ja
keinen Regen gibt, der die Stadt mal säubern würde. Von dem Hügel kann man also
in alle Richtungen gucken und sieht nur Lima, Lima, Lima bis zum Horizont, den
man wegen dem permanenten Smog nicht genau erkennen kann. Das Ganze wirkt wie
ein Meer aus Häusern, hauptsächlich Slums, das die Hügel der Stadt
hinaufklettert und teilweise überspült. Durchzogen ist dieses Meer von
Autobahnen auf denen sich die Autos wie kleine Punkte voranschieben. Ich muss sagen,
dass ich selten so etwas Krasses gesehen hab; so viele Menschen auf einem
Haufen (Lima hat fast 8 Mio. Einwohner, fast 30% der Bevölkerung Perus, und man
kann die Häuser von fast allen von diesem Hügel sehen); die Versorgung von
allen mit Essen, Energie und Wasser; die Gewissheit, dass Lima im Weltweiten
Vergleich nur auf Platz 32 der größten Städte der Welt liegt: alles ziemlich
schwindelerregend.
Eine andere
etwas unerfreuliche Geschichte ist, dass in Lima aus dem abgeschlossenen Zimmer
unserer Herberge meine Kamera, mein Ipod, peruanisches und kolumbisches Geld
und meine Ladegeräte geklaut worden sind, während wir am zweiten Tag nach
unserer Ankunft beim Frühstück saßen. Da außer uns lediglich zwei andere
Pärchen zur fraglichen Zeit der Herberge waren, eins davon ein älteres Ehepaar,
das regelmäßig in der Herberge absteigt, das andere ein junges Pärchen, das
überstürzt abgereist ist wärend wir beim Frühstück waren stehen die Diebe
eigentlich fest (Hotelpersonal kommt nicht in Frage, das zu der Zeit lediglich aus der bestürtzten
Herbergsmutter bestand). Außerdem hat dieses Pärchen falsche Informationen in
das Buch der Herberge eingetragen, wie wir bei der Polizei mit den Kopien ihrer
Personalausweise, die sie hinterlegt hatten, herrausgefunden haben (angegeben
hatten sie eine Stadt im Norden Perus, in Wirklichkeit kommen sie aus einem
Slum von Lima). Allerdings habe ich wenig Hoffnung, meine Sachen jemals wieder
zu sehen, da mir die Polizei bei der Erstattung der Anzeige erzählt hat, dass
sich in solchen Fällen einer von zehn auflöst…
In Kolumbien, so versicherte mir meine Gastfamilie wäre die Polizei mehr
auf Zack. Dieser Vorfall ist auch der Grund, dass es in diesem Eintrag leider
keine selbstgemachten Bilder von mir geben wird.
Nach Lima
fuhren wir mit dem Bus weiter in den Süden Perus, genauer gesagt nach Ica, eine
Stadt, die wie Lima in der Küstenwüste liegt. Dort hieß das Programm Weinprobe,
der ganzen Weine und Schnäpse, die dort an der Küste angebaut werden. Meine
nicht besonders trinkfeste Familie war relativ schnell relativ angeheitert und
damit in Kauflaune, womit die Strategie der Verkäufer perfekt aufging… Außerdem
machten wir dort eine Tour mit von der Oase Huacachina aus mit dem Sandbuggy in
die Dünen der Wüste. Dort konnte man auf einem Brett von bis zu 300m hohen Dünen
rutschen. Das ganze macht verdammt Spaß; vor allem vor einem Panorama, das man
eher in Saudi Arabien erwarten würde.
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Die Oase Huacachina, wo wir zum Sandboarden waren (Bild aus dem Internet) |
Danach gings
wieder mit dem Bus weiter in den Süden, nach Arequipa, wo das Highlight der
Besuch des nahegelegenen Colca-Canyons war. Für die Tour in diesen Canyon
wurden wir um 3 Uhr nachts von unserem Hostal abgeholt und erstmal auf einen
Pass von 4.910 m Höhe gebracht. Dort konnten wir nicht nur den Sonnenaufgang
sondern auch einige 6.000er Gipfel in der Umgebung sehen. Diese Höhe machte
sich bei mir dadurch bemerkbar, dass ich ein bisschen mich ein bisschen
verlangsamt fühlte und meine morgendlichen 50 Liegestützen nicht mehr ganz
schaffte, bei meinen Gasteltern jedoch durch Schwindelanfälle und Erbrechen.
Das einzige was da hilft, so mein Gastvater ist Kokablätterkauen. Koka, die
Heilige Pflanze der Inkas und sonstiger präspanischer Kulturen beseitigt
nämlich Müdigkeit und Übelkeit sowie
Höhenkrankheit. Und für alle die das glauben: Koka und Kokain sind zwei
verschieden Sachen; Kokain erhält man indem man die Blätter der Kokapflanze
durch einige chemische Bäder gibt und so die Droge hochkonzentriert isoliert.
Nach der
Höhe gings dann ins tiefe Tal (3.600 m haha…) um dort Kondore zu beobachten.
Kondore, die emblematischen Andentiere schlecht hin bekamen wir allerdings
leider nicht zu Gesicht. Der Canyon alleine war allerdings schon spektakulär
genug. Von unseren Führern als der tiefste Canyon der Welt angepriesen (mit
4.100 m mehr als doppelt so tief wie der Grand Canyon in US and A) kommt man
sich in dieser Schlucht schon sehr klein vor wenn man 2.000 m nach unten und
2.000 nach oben gucken kann… Dort, wie auch in allen anderen wichtigen
Touristenattraktionen Perus, trifft man mitten in der Pampa Verkäufer, die
einem alles vom Alpacapullover bis zum Kokabonbon andrehen wollen.
Unsere
nächste Station war Cusco dorthin wollten wir in der Nacht vom 23. auf den 24.
hinfahren uns an Heilig Abend die Stadt angucken und abends Weihnachten feiern.
Allerdings hatte unser Bus mitten in der Nachtauf offener Straße leider eine
Motorpanne, bei der irgendeine Pumpe keinen Treibstoff mehr angesaugt hatte. Nach
vergeblichen Reparaturversuchen des Fahrers gab dieser auf und erklärte den Bus
für kaputt. Zuerst meine er uns würde ein anderer Bus der Busfirma abholen, wie
uns auf unserem Ticket zugesichert war. Nachdem er jedoch mit seinem
Vorgesetzen telefoniert hatte meinte er, dass doch kein Bus vorbei kommt, weil
wir ja eh nur 15 Leute im Bus seien und wir doch per Anhalter ins nächste Dorf
fahren sollten um uns dort die Weiterfahrt nach Cusco zu kaufen. Nach einigem
Lamentieren und Verfluchen haben wir das dann auch gemacht, mit dem Ende vom
Lied, das wir um halb sieben in Cusco ankamen, 10 Stunden später als geplant
(wir haben später in Lima Anzeige gegen die Busfirma erstattet, weil sie und
das Geld nicht zurückgeben wollten). Was macht man also Heilig Abend abends in
Cusco? Dreckige Wäsche waschen lassen und die weitere Reise planen meinte meine
Familie. Dass das nicht meiner Vorstellung von Weihnachten entsprach liegt, auf
der Hand. Als sie sich schlussendlich ein Restaurant suchen wollten war es
schon so spät, dass alles zu hatte außer ein Pub in dem sich ausschließlich
Touristen befanden, der uns noch ein Sandwich verkaufte. Für 6€ habe ich mir
dort dann noch ein Erdinger aus dem passenden Glas genehmigt (Scheiß drauf, ist
Weihnachten…)
Ein
Lichtblick war jedoch der nächste Tag, an dem ich mich mit einem Ehemaligen
Klassenkameraden vom FAG, Julian Zündorf (Zündi), traf, der ebenfalls einen
Freiwilligendienst ableistet, nur eben in Cusco. Meine Familie hetzte
währenddessen weiter um sich andere Attraktionen anzugucken. Mit ihm konnte ich
dann fast den ganzen Tag Erfahrungen und Erinnerungen austauschen und er lud
mich auf Weihnachtsbraten in seine WG ein. Er und seine Wohngenossen hatten
sich nämlich vor Weihnachten ein lebendes Ferkel gekauft und, mit großem
Erfolg, fast in Eigenregie daraus einen Weihnachtsbraten gezaubert. Abends
musste ich jedoch schon wieder weiter um mich mit meiner Familie in Aguas
Calientes zu treffen, einem Ort 3 h von Cusco, dem Tor zu Machu Picchu.
Machu
Picchu, die spektakulärste Inkaruine und wahrscheinlich die größte
Geldmaschiene Perus! Für mich waren die Ruinen dort nicht weniger fantastisch
als die Touristenabzocke, die dort stattfindet. Doch das Schöne zuerst: Als wir
mit unserer Gruppe Machu Picchu betraten, das echt toll auf einem etwas
niedrigeren Kamm zwischen höheren von Regenwald bewachsenen Berggipfeln liegt,
war noch fast die ganze Stadt von Nebel bedeckt. Dieser lichtete sich erst
langsam um einen ziemlich beeindruckenden Blick auf die ganze Stadt
freizugeben. Unser Führer berichtete uns in der Tour sehr anschaulich über
Alltag der ehemaligen Bewohner, Bedeutung der Stadt, Mythologie, usw… Sehr
interessant das alles. Weniger erfreulich, die Preise dort: $ 76 Eintritt zu
Machu Picchu, $ 17 halbstündige Busfahrt dorthin, überhöhte Preise Agauas
Calientes, einem Dorf, das einzig für Touristen existiert, erfundene Steuern in
Restaurants (der blöden Kellnerin hab ich meinen Standpunkt glaub ich
eindrücklich klargemacht.. :D), ect…
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Machu Picchu mit Lama, für alle, die noch nicht wissen wir das aussieht (Bild aus dem Internet) |
Der nächste
Programmpunkt war für uns der Titikakasee an der Grenze zu Bolivien. Wir sind also nach einer weiteren
Buspanne, die zum Glück schnell geregelt wurde mit einem Busfahrer, der wie der
letzte Mafioso redete („To your left, ma friends, you can see the famous church of
Juliaca, eehh!?“), in Puno angekommen. Von Puno, der größten peruanischen Stadt
am Titikaksee machten wir eine Bootstour über den See. Erster Halt: die
traditionellen, schwimmenden Inseln. Deshalb so genannt, weil sie eigentlich
nur aus zusammengebundenen Bündeln aus Seegras bestehen. Leider waren die
Bewohner, dieser Inseln genauso auf den Tourismuszirkus und aus Geldmachen
getrimmt wie viele andere Leute, die wir auf unsere Reise trafen. Zweiter Halt: die echte Insel Taquile mitten im See. Die gesamte Insel sah für mich total mediterran
aus und angeblich ist die Strickkunst ihrer Bewohner UNESCO-geschützt. Von dem
höchsten Punkt der Insel konnte man, wegen der klaren Luft mit über 100 km
Sichtweite, fast den ganzen See überblicken. Das war bei strahlendem
Sonnenschein schon ziemlich spektakulär.
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Blick über den Titikakasee von der Insel Taquile (Bild aus dem Internet) |
Nach dem See
gings für uns wieder zurück nach Lima, wo wir mangels Antrieb einige extrem
unproduktive Tage verbrachten. Darunter auch den 31. An diesem Tag mussten wir
natürlich, nach kolumbianischem und peruanischem Brauch, um 12 Uhr nachts 12
Trauben essen, für jeden Monat eine. Das bringt angeblich Glück. Dabei konnten
wir von der Uferpromenade Limas das Feuerwerk dieser Millionenstadt beobachten,
um danach noch bis spät in die Nacht mit den anderen Leuten unsere Herberge
Salsa zu tanzen. Am 3. Januar war dann auch schon der Rückflug nach Bogotá angesagt.
Insgesamt
hab ich wohl auf diesem Ausflug mehr über Inkakultur gelernt als mir jemals
lieb war und weniger über Peruaner als mir lieb gewesen wäre. Trotzdem war es
sehr interessant mal ein anderes lateinamerikanisches Land zu besuchen um einen
Vergleich zu Kolumbien zu haben (Kolumbien ist mir um einiges lieber als Peru).
Bis bald mit
neuen Berichten, Eindrücken, usw… , meine fleißigen Leser.
PS: Das mit
den 50 Liegestützen war gelogen.
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