Sonntag, 14. Oktober 2012

Urlaub im "warmen Land"


So, da wären wir auch schon wieder. Mit „wir“ meine ich meinen Gastbruder Miguel und ich und mit „da“, zu Hause, weil wir gerade von unserem etwa einwöchigen Aufenthalt in Yopal zurückgekommen sind von dem ich in diesem Eintrag berichten werde.

Da die letzte Woche Ferien waren hatte mich meine Familie schon vor längerem gefragt, ob in dieser Woche nicht mal mit ihnen nach Yopal fahren wollte um dort ihre Verwandten zu besuchen (meine Familie hat eine riesige Verwandtschaft: acht Geschwister auf der Seite meines Vaters und neun auf der meiner Mutter). Zu meiner großen Bestürzung musste ich dann vor einigen Wochen erfahren, dass die Schüler zwar Ferien haben, die Lehrer aber jeden Tag zu einer Fortbildung antanzen dürfen. Deshalb habe ich dann rechtzeitig mit meiner Direktorin abgeklärt, dass ich diese Zeit nutzen kann um das schöne Land Kolumbien zu entdecken und gleichzeitig Zeit mit meiner Familie verbringen kann, was hier ja sowieso sehr großgeschrieben wird und hab die Woche freigekriegt. Gute Beziehungen zu Vorgesetzten zahlen sich eben aus… J Allerdings stellte sich kurz vorher heraus, dass meine Eltern nicht mitkommen würden, weil sie in dieser Zeit unglücklicherweise arbeiten mussten. Folglich haben mein Gastbruder und ich dann am Dienstag, einen Tag später als geplant, weil mein Bruder sich bei irgendeiner Katze, gegen die er eine Alergie hat, ein rotes Auge geholt hat, den Bus nach Yopal. 
Dieser Bus klettert von Sogamoso erst mal fast tausend Meter den Berg hoch, bis auf über 3000 Meter aufs kalte Hochmoor von Boyaca (mein Departamento) um den Rest der Strecke wieder fast 3000 Höhenmeter nach Yopla runterzufahren, dass auf 300 Metern im Amazonasbecken gelegen ist. Dabei passiert er 3 Klimazonen: Erstens das „Paramo“, dann zweitens das gemäßigte Klima, in dem auch Sogamoso liegt und schließlich „tierra caliente“, das „warme Land“, in dem auch Yopal liegt.
Auf ca. 3.200 Metern Höhe: Das "Paramo" genannte Hochmoor
Zwei Klimazonen und 3000 Meter weiter unten: das tropische Yopal

Yopal selbst liegt genau an der Stelle, wo die Anden abrupt in das topfebene „Llano“ münden. Das ist die Ebene, die in ungefähr 300 km südwestlich von Yopal in den Amazonasregenwald übergeht.  In dieser Ebene wächst hauptsächlich Gras und wird deshalb zur Viehzucht und teilweise zum Reaisanbau benutzt.  Ich war in meinem ganzen Leben noch nie in so einem extrem flachen Gebiet. Weil es wie eben bemerkt im „tierra caliente“ liegt ist es dort ziemlich warm, während ich dort war 25° – 30°. Somit war ich zum ersten Mal in dem Teil Kolumbiens, den man allgemein vor Augen hat, wenn  man sich in Deutschland Kolumbien vorstellt, nämlich den tropischen.  Yopal ist relativ neu, war bis vor einigen Jahren hauptsächlich ein Dorf abhängig von Viehwirtschaft. Seitdem allerdings die Paramilitärs aus der Umgebung vertrieben wurden (mehr zum bewaffneten Konflikt in Kolumbien später), und man dort Öl gefunden hat ist die Stadt rapide gewachsen.
Das Llano mit den Anden in der Ferne und ewigem Grasland im Rücken




















Dort  sind wir in den Wohnungen unserer Verwandten untergekommen die alle im selben Apartmentkomplex liegen. Diese Verwandten bestehen aus zwei Tanten und einem Onkel meiner Familie und deren Kindern. Den ersten Tag verbrachten wir in der fast vertikalen, tropischen Sonne an einem Pool , wo ich mir meinen ersten richtigen Sonnenbrand einfing. Außerdem spielten wir diverse Spiele auf der Xbox 360, die meinen Gastbruder auch auf diesen Trip begleitete und dabei die Hälfte des Platzes in seiner Tasche in Anspruch nahm.  Danach traf ich mit den zwei anderen AFS- Freiwilligen, die in Yopal wohnen.  Nachdem ich mit Rebekka – einer von ihnen -  einige Erfahrungen ausgetauscht hatte nahm sie mich mit in ihre Familie, die mich zwar sehr herzlich aufnahm und bewirtete, aber gleichzeitig meinen Eindruck, dass ich es mit meiner Familie sehr gut getroffen habe verstärkte. Ich bin gleichzeitig froh, dass meine Familie weniger Wert auf Äußerlichkeiten legt, wie z. B. Maniküre, Plastikfiguren von Elfen und sonstigen Kitsch, als auch, dass sie im Vergleich zu Rebekkas weniger bemutternd und bevormundend sind. Mit ihren Eltern haben wir dann auch das WM-Qualifikationsspiel Kolumbien gegen Paraguay angeguckt, bei dem Kolumbien letztendlich 2:0 gewonnen hat. Obwohl nach meiner Ansicht die Strategie beider Teams darauf bestand,  einfach mal nach vorne zu bolzen und dann das Beste draus zu machen waren die Korsos aus Motorrollern danach enorm!!

Juan Diego mein Gastcousin mit Papagei
Pipo quiere galleta!!
Ein paar Abende, auf die ich vielleicht ein anderes Mal eingehen werde, waren wir auch mit Jonas, dem anderen Freiwilligen dort weg. Außerdem waren wir noch in einem Zoo mit verschiedenen Tieren des tropischen Kolumbiens, wie Papageien, zwei fetten Schlagen und Mini-Jaguaren in viel zu kleinen Käfigen. Während der ganzen Zeit ist der kleinste meiner Cousins, der gerade einmal 9 Jahre alt ist quasi zu meinem Fan mutiert und wollte, wie schon einige Kolumbianer(innen:) hier, unbedingt von mir Deutschunterricht haben. Es ist echt bemerkenswert, dass er viele Laute auf Deutsch viel genauer nachmachen konnte als die meisten Älteren, die damit normalerweise viel mehr Probleme haben.

Soviel zu meinen letzten Tagen, meinen ersten Ferien, und ich hoffe an dieser Stelle bald einige Bilder von meiner Schule und meinen Schülern veröffentlichen zu können. Also guckt in nächster Zeit mal wieder hier vorbei!

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