So, da wären wir auch schon wieder. Mit „wir“ meine ich
meinen Gastbruder Miguel und ich und mit „da“, zu Hause, weil wir gerade von
unserem etwa einwöchigen Aufenthalt in Yopal zurückgekommen sind von dem ich in
diesem Eintrag berichten werde.
Da die letzte Woche Ferien waren hatte mich meine Familie
schon vor längerem gefragt, ob in dieser Woche nicht mal mit ihnen nach Yopal
fahren wollte um dort ihre Verwandten zu besuchen (meine Familie hat eine
riesige Verwandtschaft: acht Geschwister auf der Seite meines Vaters und neun
auf der meiner Mutter). Zu meiner großen Bestürzung musste ich dann vor einigen
Wochen erfahren, dass die Schüler zwar Ferien haben, die Lehrer aber jeden Tag
zu einer Fortbildung antanzen dürfen. Deshalb habe ich dann rechtzeitig mit
meiner Direktorin abgeklärt, dass ich diese Zeit nutzen kann um das schöne Land
Kolumbien zu entdecken und gleichzeitig Zeit mit meiner Familie verbringen
kann, was hier ja sowieso sehr großgeschrieben wird und hab die Woche
freigekriegt. Gute Beziehungen zu Vorgesetzten zahlen sich eben aus… J Allerdings stellte
sich kurz vorher heraus, dass meine Eltern nicht mitkommen würden, weil sie in
dieser Zeit unglücklicherweise arbeiten mussten. Folglich haben mein Gastbruder
und ich dann am Dienstag, einen Tag später als geplant, weil mein Bruder sich
bei irgendeiner Katze, gegen die er eine Alergie hat, ein rotes Auge geholt
hat, den Bus nach Yopal.
Dieser Bus klettert von Sogamoso erst mal fast tausend
Meter den Berg hoch, bis auf über 3000 Meter aufs kalte Hochmoor von Boyaca
(mein Departamento) um den Rest der Strecke wieder fast 3000 Höhenmeter nach
Yopla runterzufahren, dass auf 300 Metern im Amazonasbecken gelegen ist. Dabei
passiert er 3 Klimazonen: Erstens das „Paramo“, dann zweitens das gemäßigte Klima,
in dem auch Sogamoso liegt und schließlich „tierra caliente“, das „warme Land“,
in dem auch Yopal liegt.
Auf ca. 3.200 Metern Höhe: Das "Paramo" genannte Hochmoor |
Zwei Klimazonen und 3000 Meter weiter unten: das tropische Yopal |
Yopal selbst liegt genau an der Stelle, wo die Anden abrupt in das topfebene „Llano“ münden. Das ist die Ebene, die in ungefähr 300 km südwestlich von Yopal in den Amazonasregenwald übergeht. In dieser Ebene wächst hauptsächlich Gras und wird deshalb zur Viehzucht und teilweise zum Reaisanbau benutzt. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie in so einem extrem flachen Gebiet. Weil es wie eben bemerkt im „tierra caliente“ liegt ist es dort ziemlich warm, während ich dort war 25° – 30°. Somit war ich zum ersten Mal in dem Teil Kolumbiens, den man allgemein vor Augen hat, wenn man sich in Deutschland Kolumbien vorstellt, nämlich den tropischen. Yopal ist relativ neu, war bis vor einigen Jahren hauptsächlich ein Dorf abhängig von Viehwirtschaft. Seitdem allerdings die Paramilitärs aus der Umgebung vertrieben wurden (mehr zum bewaffneten Konflikt in Kolumbien später), und man dort Öl gefunden hat ist die Stadt rapide gewachsen.
Das Llano mit den Anden in der Ferne und ewigem Grasland im Rücken |
Dort sind wir in den Wohnungen unserer Verwandten untergekommen die alle im selben Apartmentkomplex liegen. Diese Verwandten bestehen aus zwei Tanten und einem Onkel meiner Familie und deren Kindern. Den ersten Tag verbrachten wir in der fast vertikalen, tropischen Sonne an einem Pool , wo ich mir meinen ersten richtigen Sonnenbrand einfing. Außerdem spielten wir diverse Spiele auf der Xbox 360, die meinen Gastbruder auch auf diesen Trip begleitete und dabei die Hälfte des Platzes in seiner Tasche in Anspruch nahm. Danach traf ich mit den zwei anderen AFS- Freiwilligen, die in Yopal wohnen. Nachdem ich mit Rebekka – einer von ihnen - einige Erfahrungen ausgetauscht hatte nahm sie mich mit in ihre Familie, die mich zwar sehr herzlich aufnahm und bewirtete, aber gleichzeitig meinen Eindruck, dass ich es mit meiner Familie sehr gut getroffen habe verstärkte. Ich bin gleichzeitig froh, dass meine Familie weniger Wert auf Äußerlichkeiten legt, wie z. B. Maniküre, Plastikfiguren von Elfen und sonstigen Kitsch, als auch, dass sie im Vergleich zu Rebekkas weniger bemutternd und bevormundend sind. Mit ihren Eltern haben wir dann auch das WM-Qualifikationsspiel Kolumbien gegen Paraguay angeguckt, bei dem Kolumbien letztendlich 2:0 gewonnen hat. Obwohl nach meiner Ansicht die Strategie beider Teams darauf bestand, einfach mal nach vorne zu bolzen und dann das Beste draus zu machen waren die Korsos aus Motorrollern danach enorm!!
Juan Diego mein Gastcousin mit Papagei |
Pipo quiere galleta!! |
Ein paar Abende, auf die ich vielleicht ein anderes Mal
eingehen werde, waren wir auch mit Jonas, dem anderen Freiwilligen dort weg. Außerdem
waren wir noch in einem Zoo mit verschiedenen Tieren des tropischen Kolumbiens,
wie Papageien, zwei fetten Schlagen und Mini-Jaguaren in viel zu kleinen
Käfigen. Während der ganzen Zeit ist der kleinste meiner Cousins, der gerade
einmal 9 Jahre alt ist quasi zu meinem Fan mutiert und wollte, wie schon einige
Kolumbianer(innen:) hier, unbedingt von mir Deutschunterricht haben. Es ist
echt bemerkenswert, dass er viele Laute auf Deutsch viel genauer nachmachen
konnte als die meisten Älteren, die damit normalerweise viel mehr Probleme
haben.
Soviel zu meinen letzten Tagen, meinen ersten Ferien, und
ich hoffe an dieser Stelle bald einige Bilder von meiner Schule und meinen
Schülern veröffentlichen zu können. Also guckt in nächster Zeit mal wieder hier
vorbei!
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