Sonntag, 16. September 2012

Mein neues Zuhause - Teil 2


Sodass ihr, meine Leser euch ein besseres Bild von meinem Umfeld hier machen könnt werde ich noch von einigen Sachen berichten, die mir in den letzten Wochen aufgefallen sind und sich teilweise sehr von Deutschland unterscheiden.
So sind zum Beispiel die Straßen hier sehr anders aus: Der Großteil der Häuser hier sind relativ neu und relativ quaderförmig mit zwei bis drei, in der Innenstadt auch mehr Stockwerken. Bei vielen ist nur die der Straße zugewandte Seite verputzt. Außerdem beschreiben bei den meisten die Außenmauern die Grenze des Grundstücks, was zumindest in der Stadt normalerweise keinen Platz für einen Garten lässt. Üblicher ist ein Patio, ein kleiner von Mauern, oder ganzen Häusern umgebener Innenhof. Auf dem Land, oder an den Stadträndern hingegen wird von vermögenderen Leuten auch großzügiger gebaut.
Sogamoso von oben
Eine andere Kuriosität: Hunde sind hier viel häufiger als in Deutschland. Für einige Straßen trifft die Faustregel ein Haus ein Hund locker zu. Auf dem Land haben einige Familien auch gerne ein Rudel von um die fünf Hunden um ihr Haus und Hof gegen Eindringlinge zu verteidigen. Zudem  gibt es hier extrem viele streunende Hunde, die auch in Rudeln durch die Straße ziehen. Dies führt dazu, dass all diese Hunde, sowie deren Hinterlassenschaften zum alltäglichen Straßenbild gehören.



Sogamoso
Wirtschaftlich habe ich von Sogamoso bis jetzt nur so viel mitgekriegt, dass es hier zwei Zementfabriken gibt, eine davon schweizerisch, und da es hier sehr viel Terrakotta gibt einige Ziegelbrennereien im Familienbetrieb an den Hängen des Tals, die einen bestialisch stinkenden Rauch abgeben. Zudem hat Sogamoso eine Waffenfabrik; ein weiterer Akteur, der nicht daran interessier ist, dass der kolumbianischer Dauerkonflikt in absehbarer Zukunft aufhört... 
Ziegelofen
Ansonsten wurde in der Zeit, in der ich bis jetzt hier war so einiges geboten. Zum Beispiel war in Tunja, der Provinzhauptstadt, das „Festival Intercultural de la Cultura“ mit einer Parade mit vielen Bands und bunt geschmückten Tänzern und Stelzenläufern, sowie eine Präsentation von traditionell Kolumbianischen Tänzen aus allen Regionen des Landes.
Parade zum Festival International de la Cultura in Tunja
 Außerdem bin ich, wie alle Lehrer meiner Schule, 50 unserer Schüler, zahlreiche Würdenträger der Stadt und einige Soldaten und Reservisten, zu denen auch mein Vater gehört, am 6. September dem 202. Gründungstag der Stadt Sogamoso bei einer Parade mitgelaufen. Dabei wurde ich, im obligatorischen Anzug, zur Rechten meiner Rektorin platziert und noch extremer als sonst von allen Leuten angestarrt. Somit kennt mich spätestens seit da die halbe Stadt (neulich hat mich ein wildfremder Taxifahrer mit Namen gegrüßt). Allerdings waren mehr Leute in dem Umzug, als zugeguckt haben.    
Eine Lehrerin von meiner Schule hat mich, meine Gastgeschwister und einen anderen Freiwilligen (Timo)  zudem mit auf eine für Kolumbien eher ungewöhnliche Vergnügung in der Nachbarstadt (Duitama) mitgenommen. Eine Truppe aus Sankt Petersburg führte auf einer provisorischen 10x20 Meter großen Eisfläche Dornröschen in der städtischen Sporthalle als Eiskunstlaufballett auf und die halbe Stadt war da. Nach dem Prinzip der kolumbianischen Großzügigkeit wurden ich und der andere Freiwillige dazu eingeladen und uns wurde außerdem dazu eine Tüte frittierte Schweinehaut spendiert, eine kolumbianische Spezialität, an der ich jedoch herzlich wenig  Gefallen finden kann. Alles in allem also ein toller Abend; lediglich ein bisschen skurril, da Kolumbien der letzte Ort auf der Welt war, an dem ich erwartete russischen Eiskunstlauf zu sehen.
In Zukunft werde ich auch einige Exkurse über bestimmte Themen schreiben in denen ich meine Erfahrungen mit dem jeweiligen Thema zusammenfassen werde. Also: freut euch drauf!! J

1 Kommentar:

  1. Sogamoso sieht ja von oben sehr geordnet aus. Vermittelt einen guten Eindruck :D

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