Sodass ihr, meine Leser euch ein besseres Bild von meinem
Umfeld hier machen könnt werde ich noch von einigen Sachen berichten, die mir
in den letzten Wochen aufgefallen sind und sich teilweise sehr von Deutschland
unterscheiden.
So sind zum Beispiel die Straßen hier sehr anders aus: Der
Großteil der Häuser hier sind relativ neu und relativ quaderförmig mit zwei bis
drei, in der Innenstadt auch mehr Stockwerken. Bei vielen ist nur die der Straße
zugewandte Seite verputzt. Außerdem beschreiben bei den meisten die Außenmauern
die Grenze des Grundstücks, was zumindest in der Stadt normalerweise keinen
Platz für einen Garten lässt. Üblicher ist ein Patio, ein kleiner von Mauern,
oder ganzen Häusern umgebener Innenhof. Auf dem Land, oder an den Stadträndern
hingegen wird von vermögenderen Leuten auch großzügiger gebaut.
Sogamoso von oben |
Eine andere Kuriosität: Hunde sind hier viel häufiger als in
Deutschland. Für einige Straßen trifft die Faustregel ein Haus ein Hund locker
zu. Auf dem Land haben einige Familien auch gerne ein Rudel von um die fünf
Hunden um ihr Haus und Hof gegen Eindringlinge zu verteidigen. Zudem gibt es hier extrem viele streunende Hunde,
die auch in Rudeln durch die Straße ziehen. Dies führt dazu, dass all diese
Hunde, sowie deren Hinterlassenschaften zum alltäglichen Straßenbild gehören.
Sogamoso |
Wirtschaftlich habe ich von Sogamoso bis jetzt nur so viel
mitgekriegt, dass es hier zwei Zementfabriken gibt, eine davon schweizerisch,
und da es hier sehr viel Terrakotta gibt einige Ziegelbrennereien im
Familienbetrieb an den Hängen des Tals, die einen bestialisch stinkenden Rauch
abgeben. Zudem hat Sogamoso eine Waffenfabrik; ein weiterer Akteur, der nicht
daran interessier ist, dass der kolumbianischer Dauerkonflikt in absehbarer Zukunft aufhört...
Ziegelofen |
Ansonsten wurde in der Zeit, in der ich bis jetzt hier war so
einiges geboten. Zum Beispiel war in Tunja, der Provinzhauptstadt, das „Festival
Intercultural de la Cultura“ mit einer Parade mit vielen Bands und bunt
geschmückten Tänzern und Stelzenläufern, sowie eine Präsentation von traditionell
Kolumbianischen Tänzen aus allen Regionen des Landes.
Parade zum Festival International de la Cultura in Tunja |
Außerdem bin ich, wie
alle Lehrer meiner Schule, 50 unserer Schüler, zahlreiche Würdenträger der
Stadt und einige Soldaten und Reservisten, zu denen auch mein Vater gehört, am
6. September dem 202. Gründungstag der Stadt Sogamoso bei einer Parade mitgelaufen.
Dabei wurde ich, im obligatorischen Anzug, zur Rechten meiner Rektorin platziert
und noch extremer als sonst von allen Leuten angestarrt. Somit kennt mich
spätestens seit da die halbe Stadt (neulich hat mich ein wildfremder Taxifahrer
mit Namen gegrüßt). Allerdings waren mehr Leute in dem Umzug, als zugeguckt
haben.
Eine Lehrerin von meiner Schule hat mich, meine
Gastgeschwister und einen anderen Freiwilligen (Timo) zudem mit auf eine für Kolumbien eher ungewöhnliche
Vergnügung in der Nachbarstadt (Duitama) mitgenommen. Eine Truppe aus Sankt
Petersburg führte auf einer provisorischen 10x20 Meter großen Eisfläche
Dornröschen in der städtischen Sporthalle als Eiskunstlaufballett auf und die
halbe Stadt war da. Nach dem Prinzip der kolumbianischen Großzügigkeit wurden
ich und der andere Freiwillige dazu eingeladen und uns wurde außerdem dazu eine
Tüte frittierte Schweinehaut spendiert, eine kolumbianische Spezialität, an der
ich jedoch herzlich wenig Gefallen
finden kann. Alles in allem also ein toller Abend; lediglich ein bisschen
skurril, da Kolumbien der letzte Ort auf der Welt war, an dem ich erwartete
russischen Eiskunstlauf zu sehen.
In Zukunft werde ich auch einige Exkurse über bestimmte
Themen schreiben in denen ich meine Erfahrungen mit dem jeweiligen Thema
zusammenfassen werde. Also: freut euch drauf!! J
Sogamoso sieht ja von oben sehr geordnet aus. Vermittelt einen guten Eindruck :D
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