Da ich das grad eben bei Jans Blog gesehen hab, sage ich
euch, dass ich gerade Loch Lomond höre (Wer auf Indie Rock steht à check it out). Das
würde erklären, dass dieser Artikel vielleicht einen leicht sentimentalen
Unterton hat. :D
Da wären wir also: der Alltag ist eingekehrt. Ich gehe also
jeden Morgen zur Schule, zwei Tage Woche auch mal ein bisschen früher, da die
Schule da für mich um 6:15 Uhr anfängt. Meinen Schulweg habe ich seit letztem
Wochenende um mehr als 50% abgekürzt indem ich das Fahrrad, das bei uns seit
Jahren im Hinterhof rumgammelt und Rost ansetzt auf Vordermann gebracht habe.
Das hab ich erstmal gründlich von Hundehaaren und Staub gereinigt und dann zur
Generalüberholung in eine Fahrradladen gebracht (wir haben weder Luftpumpe noch
Reifenflickzeug). Der Typ dort hat daraufhin eine halbe Stunde daran
herumgedoktert und währenddessen beide Reifen geflickt und aufgepumpt, die
Bremsen eingestellt und den Sattel und Lenker erhöht während ich mir den Kopf
darüber zerbrochen habe, ob die 40 €, die ich dabei hatte überhaupt ausreichen
würden. Nach einer halben Stunde kommt
er mit einem wie neu aussehenden Fahrrad aus seiner Werkstätte: Preis: 5.000
Pesos (2,15 €) :D
Außerdem war ich letzte Woche zu Besuch beim Schwimmverein
Duitama, weil ich nach einer Möglichkeit suchte endlich mal wieder regelmäßig
Sport zu machen. Duitama, eine mittelgroße Stadt, deswegen, weil es dort eine
50 m großes olympisches Schwimmbecken gibt, in dem man auch trainieren kann (in
Sogamoso gibt es zwar eine Schwimmbecken, das allerdings geschätzte 36° Grad
und die Startblöcke auf der falschen Seite hat und somit gänzlich ungeeignet
zum Trainieren ist). Nachdem mich
Freunde meiner Familie, die selber Kinder in dem Schwimmverein haben,
freundlicherweise dem Trainer und dieser mich dem Team vorgestellt hatten zog
ich also mit ihnen einige Bahnen. Nachdem ich mich schon etwas gewundert hatte
über das Programm (Ausdauer: 500 – 400 - 300 – 200 – 100 – 100 – 200 – 300 –
400 – 500) fragte ich mal einen von den Jungs nach ihrer Zeit auf 100 m Kraul:
53 s (de f**ck!!!!!!!!!!!). Ein anderer: 56 s (!!!). Damit hätte er nicht üble
Chancen auf den deutschen Meisterschaften und lässt mich mit meiner Bestzeit
von 1:01:16 ganz schön alt aussehen… Wenig später auch die Erklärung: Dieser
Verein ist kein Verein, sondern die vom kolumbianischen Staat finanzierte Liga
Boyacá, die Creme de la Creme des Schwimmsports aus meinem Departamento
(Boyacá) in die nur die besten von verschiedenen Vereinen dürfen und die Boyacá bei nationalen Wettkämpfen vertritt.
Außerdem sind machen von den Leuten dort auch in der Selección Colombia also
dem kolumbianischen Nationalkader. Dafür müssen sie allerdings auch 6 Tage die
Woche von 5 bis 7 Uhr morgens und nach der Schule von 4 bis 7 Uhr Wasser
bewegen. So ein Programm lässt nicht nur alles, was ich jemals sportlich
gemacht habe alt aussehen, sondern lässt auch wenig Zeit für ein Leben.
Trotzdem wurde ich von allen dort neugierig und begeistert
aufgenommen und werde mich demnächst mal mit der Chefin der Liga kurzschließen,
ob ich vielleicht auch ein etwas weniger krasses Programm machen kann (ich hab
erst ab November 3 Nachmittage frei, weil dann mein Spanischkurs und meine
Englisch Nachhilfen, die ich an der Privatschule meines Gastbruders gebe,
aufhören).
An sonsten läuft sportmäßig im Moment nicht so viel bei mir
(außer einige kleine Versuche ein bisschen zu joggen und einem Tanzkurs der
demnächst anfangen wird, wenn man das als Sport bezeichnen will), was mich ein
wenig nervt. Nicht so sehr habe ich einen extremen Bewegungsdrang, sondern
vielmehr gehört zu meinem allgemeinen Wohlbefinden einfach ein Mindestmaß an
Sport ohne das ich mich irgendwie weich fühle. Außerdem das ich, glaube ich,
abgenommen hab, hab ich auch ziemlich Muskeln abgebaut…:(
Wo wir bei meinem Gefühlsleben wären (mache wundern sich
jetzt vielleicht, aber ja, es existiert :D). Das was ich ins Internet
herausposaunen werde ist das: Kein High Life, aber auch keine Depression. Das
ganz normale Glücksniveau, das sich einstellt wenn man halbwegs regelmäßig mit
neuen interessanten Sachen gefüttert wird. Der Alltag ist eben komfortabel,
aber immer noch Alltag. Verglichen mit anderen Freiwilligen hier lebe ich
allerdings geradezu auf einem Endorphintrip…
Um diesen Alltag zu bekämpfen werden wir, meine Familie und
ich, allerdings in den Schulferien im Oktober für eine Woche nach Yopal fahren
und dort Familie und andere Freiwilligen besuchen (Iuhu!). Yopal ist warm und
das mag ich; so einfach ist das. Außerdem hab ich gestern meinen Flug an den
Amazonas für Dezember gebucht… :D
Bis demnächst, meine interessierten und fleißigen Leser.