Sonntag, 10. März 2013

Exkurs: kolumbianische Küche


Dieser weitere Exkurs wird sich um kolumbianische Küche drehen. Gänzlich verschieden von der Deutschen hat sie einiges zu bieten, das dem mitteleuropäischen Gaumen eher gewöhnungsbedürftig erscheint. Da Kolumbien ein riesiges und kulturell sehr diverses Land ist gibt es natürlich auch einige regionale Unterschiede (z. B. Meerschweinchen im Süden) was das Essen angeht. Ich werde also probieren mich eher auf das zu beschränken, was relativ im ganzen Land vertreten ist.

Arroz con Pollo (Reis mit Hühnchen). Dieses genauso einfache wie billige Gericht würde ich als das kolumbianische Essen schlecht hin bezeichnen. Auch wenn man in Europa Reis eher mit Asien in Verbindung bringt ist es hier das Grundnahrungsmittel Nummer eins (neben Papa (Kartoffeln) und Mais).

Rellena (Kuhdarm, gefüllt mit einer Paste aus Kuheingeweiden und Reis). Wird gerne als mit Fleisch oder auch als kleine Zwischenmahlzeit serviert und mit den Händen gegessen.

Empanada (Teigtaschen, gefüllt mit Reis und Eiern und/oder Fleisch). Wird ebenso wie die Rellena als kleine Zwischenmahlzeit, gerne auch als Once (Vormittagssnack) gegessen. Diese beiden isst mal mit einer scharfen Soße aus Chili, Dill und Zwiebeln, genannt Ahi, die mal in jedem Restaurant in einem kleinen Töpfchen auf dem Tisch findet.

Diverse Suppen wie z. B. Mondongo. Werden als Vorspeise zu eigentlich allen Gerichten serviert. Enthalten auch gerne mal etwas merkwürdige Zutaten, wie Hühnerfüße oder kleingehacktes Kuheuter oder –dickdarm.

Asado (Fleisch vom Grill). Als Familienevent am Samstag fährt man gerne zu sogenannten Asaderos außerhalb der Stadt. Dort brennt schon den ganzen Tag ein riesiges Feuer und auf langen Metallspießen, die im Kreis um das Feuer angeordnet sind, brutzeln Schweine- und Rinderteile. Auf Nachfrage werden einem dann einige Stücke abgeschnitten.

Platano (Kochbanane). Mein Favorit der kolumbianischen Küche. Eine große Banane, die nicht roh gegessen werden kann, sondern gekocht oder frittiert werden muss. Ein bis zwei Scheiben werden gerne zu praktisch allen Gerichten als Beilage gereicht.

Früchte. In Kolumbien gibt es extrem viele Früchte. Ich habe hier mehr Früchte kennen gelernt, als ich vorher in Deutschland kannte. Darunter Guanabana, Guayaba, Zapote, Anón Platano, Granadilla, Lulo, Feijoa, Mangostino… Dabei kann man objektiv sagen, dass alle Früchte hier saftiger und aromatischer, schlicht besser sind als in Deutschland mit lediglich zwei Ausnahmen: Äpfel und Erdbeeren. Äpfel nämlich, so hab ich mir sagen lassen, brauchen Jahreszeiten um zu wachsen um sich im Winter erholen zu können. In Ermangelung dessen wachsen hier zwar die Bäume, tragen aber keine Früchte. Die Äpfel die man hier kaufen kann sind also alle aus Chile importiert und nicht besonders lecker. Aus allen diesen Früchten macht man oft und gerne nach einer ganz simplen Methode Saft: in den Mixer damit, einmal durch ein Sieb und fertig.  Wegen dieser enormen Vielfalt an Früchten kann man wohl mindestens drei Wochen durch Kolumbien reisen ohne zwei Tage den gleichen Saft probiert zu haben. Auch mit einem deutschen Vorurteil muss ich an dieser Stelle aufräumen, nämlich, das „natürlich“, sprich ohne Zucker, immer besser schmeckt. Einige Säfte schmecken ohne eine gehörige Portion Zucker nämlich ziemlich bitter und langweilig, darunter Maracuja und Lulo. Für mich als Wassermelonenfan ist es auch super hier im Produktionsland zu leben, wo ich mir gerne eine große von ca. 15 kg für 8.000 Pesos (ca. 3,50 €) kaufe.
Kolumbianische Früchte - (r.o.) Lulo, (r.u.) Mangostino, (m.o.) Curuba, (m.u.) Granadilla, (l.o.) Carambola, (l.m.) Mamoncillo, (l.u.) Uchuva

 

Allgemein kann man zu kolumbianischem Essen bemerken, dass erstens jedes typische Gericht aus mindestens zwei Portionen Kohlenhydraten besteht (z. B. Reis und Kartoffel, Yuca und Reis, Mais und Kartoffel) und zweitens mindesten eine Portion Fleisch dabei hat. Das kann ein simples Rindersteak (oder auch Zunge)sein, ganz klassisch ein Stückchen Hühnchen oder hier bei uns in Boyaca eine Forelle aus dem Lago de Tota (ein See in der Nähe). Zudem essen Kolumbianer generell relativ viel. In Restaurants sind die Portionen generell ziemlich groß und bestehen aus mehreren Gängen. Einige Mitfreiwilligen hier klagen auch, dass sie von ihren Familien regelrecht gemästet werden. Die meinige tanzt da allerdings ein bisschen aus der Reihe.

Ein weiterer großer Unterschied zu Deutschland ist wohl, dass in Kolumbien praktisch alles mit allem mischbar ist. So schmeißt man sich gerne Käsestückchen in den heißen Kakao, isst Käse mit einer süßen Fruchtcreme oder Früchte als Apparativ vor dem Hauptgang .


Mich überkommen die einzigen wirklichen Stiche Heimwehs, wenn ich an Deutsches Essen denke. Beispielsweise sind meiner Meinung nach deutscher Käse (Berg-, Hütten-, Ziegen- oder Schafskäse) dem kolumbianischen Einheitskäse eindeutig überlegen. Dasselbe trifft auch auf Wurst, Bier und selbstverständlich Brot zu. Weder die Vielfalt noch die Qualität dieser Produkte wird von ihren kolumbianischen Counterparts auch nur annähernd erreicht. Die Kilos an billiger und leckerer Wassermelone, die ich täglich zu mir nehme können mich darüber nur bedingt hinweg trösten…

Dieses Wochenende jedoch habe ich meiner Familie und mir eine ganz besondere Spezialität gegönnt. Nämlich habe ich mit den Spätzle aus meinem Weihnachtspaket, Linsen mit Spätzle und Saitenwürstchen gemacht. Den im Rezept vorgesehenen Schinkenspeck konnte ich jedoch leider in keinem der fünf Supermärkte in Sogamoso auftreiben. Die Saitenwürstchen musste ich ebenfalls  durch die kolumbianische Salchicha ersetzen, aber ich glaube das Resultat konnte sich trotzdem sehen lassen. Trotz diesem Urschwäbischen Gericht wollte meine Familie nicht auf Papaya als Vorspeise und Lulosaft verzichten. So wurde es mehr oder weniger ein Hybrid aus deutscher und kolumbianischer Kochkunst und hat als Vereinigung von dem Besten von beiden sehr lecker geschmeckt.

 
Spätzle mit Linse und Saitenwürschtle, Salat, Papaya und Lulosaft

Bis bald also mit neuen Eindrücken und Erlebnissen aus diesem fernen und exotischen Land wo die Kolumbianer hausen. :D